Willi Schantel                             Glauben

© beim Autor

Mit Blumen schmücken wir der Toten Särge,

wir schreiben Worte in die harten Steine,

und wissen doch, dort liegen nur Gebeine,

verschlossen durch ein Stück behau`ner Berge.

 

Der Stein erinnert uns, wir sind nur Zwerge.

Die Worte stehn` für „ich fühl mich alleine“

Die Blumen für manch Träne die ich weine,

ich denk` der Tod ist Gottes bester Scherge.

 

Zypressen, Immergrün und alte Eichen,

umrahmen Wege, Gräber und Kapelle,

dort hinten steht des Nazareners Zeichen.

 

Wer daran glaubt, der sieht statt Dunkel Helle,

und fühlt die tiefe Trauer in sich weichen,

ein Tropfen war`s, der heimgekehrt zur Quelle.

 

 

 

 

 

 

 

 

Willi Schantel                             Freude am Schreiben

© beim Autor

Das sind für mich des Tages schönste Stunden,

in denen ich die Finger spielen lasse,

nach Worten suche und Gedanken fasse,

mich freue, lache, hab` ich was gefunden.

 

Mein Traum vom Pegasus ist angebunden,

in meinem Kopf, voll mancher träger Masse,

die Klassik türmt sich dort in echter Klasse,

und lacht mich aus, dein Werk soll jemand munden?

 

Ich weiß das wohl, doch treibts mich immer wieder,

zum Texten und zum Reimen und zum Schreiben,

zur Suche nach dem Schwung der schönen Lieder.

 

Und wenn sie keinem im Gedächtnis bleiben,

so sind sie mir doch Freunde, Bindeglieder,

zum Reich der Poesie, wo Träume treiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Willi Schantel                             Nacht

 

Es kommt die Nacht und mit ihr viele Träume,

die scheu vor Tageslicht sich gern verstecken,

Silberlicht fällt auf mondbetaute Bäume,

der Wald erwacht, wirft ab die Tagesdecken.

 

Das sanfte Murmeln einer kleinen Quelle,

im Sonnenlicht kaum mehr als leises Rauschen,

klingt machtvoll wie die stärksten Wasserfälle,

dem Lied der Wassernymphe geh ich lauschen.

 

Der Wind weht streichelnd über Gras und Blätter,

und spielt sein Lied auf Flöten aus lebend`gem Holz,

nicht nur das Sonnenlicht bringt schönes Wetter,

die Silbernacht strahlt heller noch in bleichem Stolz.

 

Sie kühlt die Wunden die der Tag geschlagen,

tritt ein, sei Gast im Reich der dunklen Sagen.

 

 

 

 

 

 

Willi Schantel                             Tauchen

 

Das leise Murmeln einer kleinen Quelle

weckt den Gedanken an ein andres Leben,

das ihn nicht kennt, den Drang nach Uferstreben

der uns ans Land gebracht, in diese Helle.

 

Nun sind wir nicht mehr Teil der Meereswelle

die Kiemen, Schuppen liegen, aufgegeben

am Strand, doch wenn die Fluten sich erheben,

zieht`s uns an diese längst vergess`ne Stelle.

 

Wir hören fern das Lied der Wale klingen,

als Quasimodo tauchen wir in Tiefen,

mit Masken, Flaschen, die uns näher bringen

 

zu einer Welt, in der wir einmal schliefen,

und deren Wiegenlied wir wieder singen

bei einem Tauchgang in Korallenriffen.

 

 

 

 

 

Willi Schantel                             Yin und Yang

 

Das Clownsgesicht trägt schwarze, weiße Farben

getrennt durch eine Linie wie Schlangen.

Symbol der Weisheit alter Zeit, gefangen

im Kreis, in dem die Träume lebten, starben.

 

Vier Felder, groß und klein, doch keine Garben,

es sei denn aus Gedanken, sie gelangen

als Früchte aller Saat ans Licht, umfangen

die neue Haut so wie die alten Narben.

 

Aus Schlechtem Gutes, Gutem Schlechtes pflücken,

so soll es sein sagt das Symbol, aus Plänen

kann vieles werden, und auch viel missglücken.

 

Vermisst wird, was man nicht mehr hat, schafft Sehnen,

doch keine neue Zeit und keine Brücken,

so lacht die Maske schwarze, weiße Tränen.

 

 

 

 

 

 

 

Willi Schantel                            

 

Nicht nur das Tageslicht bringt schönes Wetter,

nicht nur die Nacht hat zauberhafte Bilder,

die Dämmerung ist beiden Zeiten Vetter,

sie kühlt die Hitze, macht das Dunkel milder.

 

Sie ist nur Übergang und nicht von Dauer,

doch liegt in ihrer Flüchtigkeit ein Glanz

der Freude bringt und mit ihr leise Schauer,

hier lädt Vergänglichkeit Dich ein zum Tanz.

 

Nur den Moment genießen in dem Wissen

dass nichts für ewig halten wird, am Morgen

der Hauch des Schönen schnell verweht, zerrissen

doch darum soll sich jetzt ein and`rer sorgen.

 

Es ist noch hell, doch nicht mehr brütend heiß,

und Nacht schon, doch nicht alles schwarz und weiß

 

 

 

Willi Schantel                             Allahu akbar

 

Die Dünen ziehen mit dem Wind ins Land

des Honigs und der Milch, das Kidrontal

wird zur Kloake, die der Wüstensand

belagert für das letzte Abendmahl.

 

Die Wechsler sind am Werk im Tempelsaal

der ihrem Gott als Kirche dienen soll,

das Bild bohrt sich in ihn so wie ein Pfahl

ins Herz, sein Maß ist mehr als übervoll.

 

Sein Glaube trägt ihn, er zahlt ihm den Zoll

in seinem Geist erklingt es „Gott ist groß“

das ist es was er weiß und beten soll,

so lehrten Mullahs, Gott ist groß, ist groß.

 

Der Satz bleibt wie in Stein in ihm graviert,

als er im Rausch des Glaubens explodiert.

 

 

 

 

 

 

Willi Schantel                             Das Galgenlied der Nachtigall

 

Die Nachtigall verabscheut allen Tod,

ihr Lied vom Leben singt sie in der Nacht

als Botschaft für ein neues Morgenrot,

das Hoffnung birgt, das Ende jeder Schlacht.

 

Der Strick am Galgen, der ein Ende macht

ist ihr ein Greuel, dort erstirbt ihr Sang,

vor Tönen wie sie gern die Krähe lacht,

beim Weg vom Kerker bis zum kahlen Hang.

 

Kaum einer weiß, ihr lieblicher Gesang

ist nichts als Üben, Üben für den einen Tag

an dem Magie gefragt ist, reiner Klang,

an dem die Axt sich hebt und senkt zum Schlag.

 

Und kommt der letzte Galgenbaum zu Fall,

erklingt das wahre Lied der Nachtigall.

 

 

 

 

 

 

Willi Schantel                             Beaujolais

 

Das Jahr geht aus, ich trinke neuen Wein

ein Beaujolais, so wie ein kleines Kind

das bester Laune ist, leicht und geschwind

so sollten alle Dinge immer sein.

 

Er bleibt nicht lange jung und spritzig, nein

das Altern ist nicht gut für ihn, da sind

die schweren Tropfen besser, er ist Wind

von diesem Herbst, gesüßt mit Sonnenschein.

 

Er funkelt wie Ballasrubin im Glas,

mit seiner Botschaft, komm und trinke tief,

der Winter will schon kommen kalt und blaß.

 

In jedem Schluck ist Sommer, der mich rief,

in dem ich Erdbeeren und Trauben aß,

der leis gegangen ist, als ich noch schlief.

 

 

 

 

 

Willi Schantel                             Frei nach Edmund Spenser

Sonett 75

 

Ne Dose Spray ging drauf für ihren Namen

an einem Pfeiler, doch die Stadtarbeiter

verwischten ihn, als sie zum säubern kamen,

ich schrieb ihn wieder und sie putzten weiter.

 

„Du Blödmann“ komm bloß runter von der Leiter,

Graffiti hält nicht und hier Wurzeln schlagen

ist sinnlos, ich geh eine Ecke weiter

nach meinem Namen wird kein Aas je fragen.

 

Ne, Du, die Dose rostet in paar Tagen

doch dich will ich auf alle Brücken schreiben

dass jeder dich dort sieht. Ich werd`s auch wagen

auf jedem Hochhaus ähnliches zu treiben.

 

Nah bei den Wolken, - fallen hier die Streben -

sind wir dann sichtbar auch für andres Leben.

 

 

 

 

 

Willi Schantel                             Delphi ist offline

 

Ich war mal besser drauf im Prophezeien,
doch war das in den guten alten Tagen,
als Herrscher zu mir kamen, keine Blagen,
die Gummi kauen und „He, Alte“ schreien,


"Killroy was here" auf alle Wände sprayen,
mich nach der geilsten Art für Sex befragen.
Doch ham se guten Stoff, das muss man sagen,
den Weihrauch nehm ich gern zum Tempel weihen.


Da steh`n mir plötzlich neue Himmel offen,
in denen Jimmy "Have you ever been
experienced"? auf seiner Fender geigt,


dass selbst Apollo sich vor ihm verneigt,
ich wieder weiß, wie mir das Licht einst schien,
als es ganz frisch war und ich nicht besoffen.

 

 

 

 

Willi Schantel                            Deus ex machina

Verdammt, ist dieser Vollidiot denn blind,
dass er nicht merkt, wie knapp das eben war?
Dem machte ich, sofern ich’s könnte, klar,
dass and`re auch noch auf der Straße sind


Wenn man mal einen braucht, `nen Bu.. äh Rind
sind alle futsch, das ist doch sonderbar
da heißt`s "sieh zu auf eigene Gefahr“,
mich würgts in diesem heißen Abgaswind.


Ein Blitz vom Himmel in den blöden Hund,
das Messer führen, das im Sack aufsprang,
- das wäre infantil und ungesund –


schnell runterschalten, vierter, dritter Gang
die Drehzahl steigt, gleich geht es richtig rund...
da blitzt`s, der Arm des Herrn ist wahrlich lang.

 

 

 

Willi Schantel                             Blues  

 

Es ist vorbei, die Zeit der Grenzlandbarden

glitt in das Gestern ohne neuen Morgen,

der Harnisch rostet, Staub deckt die Kokarden

die Harfe ist verpfändet. Geld besorgen

 

wenn man nichts hat? nun denn, dann lasst uns borgen,

vom nächsten Tag, den wir –man hofft`s - erleben,

ich mache mir um all das kaum noch Sorgen

das ist nur unnütz, könnte Kopfschmerz geben.

Die Nornen spinnen das Geschick und weben,

doch nicht das Muster, das ich mir erträumte,

Atlantis ist vergangen und das stolze Theben,

das Meer glänzt ölig, wo es einmal schäumte.

Mir fehlt das Instrument für meine Lieder,

nur wenig wärmt der Wein mir Herz und Glieder.

 

 

 

2 fast 4 u?, I c!, mom, afk

lol, rofl, n8, imho, viel Acronym

im Channeltalk, zum Abschied dann Tata

heut gab`s kein neues Synonym.

 

Das warn noch Zeiten als ein Ungetüm

wie Donaudampfschiffskapitän gelebt

das hatte noch kein kurzes Pseudonym

da hat die Druckerpresse noch gebebt.

 

Das ist vorbei, nach Kürze wird gestrebt,

die Saurier aus ganzem Alphabet

sind als Trophäen ins Archiv geklebt

dort staben sie, vom Kürzelwind verweht.

 

Die Evolution zeugt neue Sorten

von Sprache in den Internetretorten

 

 

 

 

 

Willi Schantel                             Bastet

 

Du Weib des Ra, behütest uns das Licht
der Sonne, wenn die Schlange Schwärze speit,
dein Sehen kennt den Mond, er scheint so weit
in deinen Augen, wenn der Strahl sich bricht.

Das Ungeziefer hört die Anmut nicht,
mit der der Tod sich nähert allezeit,
dann tanzen Schemen in der Dunkelheit,
hört ihr den Ton, der in die Stille sticht?

Was soll mir Horus, Ra, Osiris, Set;
ich wähle Fruchtbarkeit und Eleganz,
ich diene ihr, die durch die Schatten geht,

so lautlos und geschmeidig wie der Tanz
des Windes, der durch reife Ähren weht:
sie ist die Herrin, ihr gehör ich ganz.

 

 

 

 

Willi Schantel                             Glasbläser

 

Prometheus grinste weiß, so wie das Stück
der Sonne, das er stahl aus ihrem Kern.
Wie zäher Honig floss ein Klumpen Stern
am Stab herab, doch er wich nicht zurück.

Als sei es Zufall, nur aus reinem Glück
beim Drehen auf dem Amboß, nahm von fern
die Masse Form an. Willig, scheinbar gern,
entstand ein Fisch mit Feueraugenblick.

Seit neun Uhr saß er schon an seiner Bank,
vollzog Magie mit weißrotgelbem Brei,
nahm augenzwinkernd viel Applaus als Dank.

Der Arbeitstag war - fast -für ihn vorbei,
da spielte er - ermüdet wohl - va banque,
verlor, ging rot vor Zorn. Der Stier blieb frei

 



Willi Schantel                             Farfalle

 

Da fällt ein Schmetterling im Taumelflug
in weit entfernten Bergen in den Fluss,
die Flügel tauchen ein zu einem Kuss
der kaum ein Zittern war und doch genug

den Strom zu ändern vom Gefäß zum Krug
der jäh zerbricht als ob es so sein muss,
in kaltem Fließen mit dem einen Schuß
vom Tod, der ihn nun führt wie einen Pflug.

Er jagt aus seinen Mauern voller Stein
in Ebenen voll ungewarntem Tag
wie Gottes linke Faust im Zorn hinein.

Den Damm, der lächerlich im Weg nur lag
fegt er ins Nichts, sein Unaufhaltsamsein
stammt von des Falters letztem Flügelschlag.

 

 

 

 

 

             

 

Willi Schantel                             Sonett nach aufgegebenem Endreim

                                                                            (Aufgabe von ZaunköniG)

 

Leinen los

 

Ich werde sicher nicht das Handtuch werfen,
nur weil ein Haufen stockbornierter Leute,
nicht an die erste Reise glaubt und die erneute.
Schönwettersegler, Landratten und Kerfen,

sie haben nur für kleine Träume Nerven.
Soll Sie doch kläffen, diese ganze Meute,
das sei nur Quatsch, und ich des Wahnsinns Beute,
ich fahre los, trotz ihrem Krallenschärfen.

Das Schiff wird alles tragen, was es soll,
Papyrus hält, das macht mir keinen Brast,
die Ra ist hochseetauglich, keine Holk.

Das Seglerfieber brennt in mir wie toll
denk ich an „Leinen los“ und mir ist fast
als wär` am Bug ein Kopf vom Drachenvolk.

 

 

 

(Aufgabe von Ulrich Reinhardt)

 

Du willst dein Ziel so schnell es geht erreichen,
und setzt die Segel, alle die du hast.
Das Schiff ist gut getrimmt, mit dem Ballast
da lässt es sich mit einem Schwan vergleichen.

Man kann auf See nicht jedem Sturm ausweichen
darum hast du dein Testament verfasst,
zur rechten Zeit, heut endet deine Rast,
du musst aufs Meer, wenns sein muss über Leichen.

Ob dir auch ein Hanseflotte droh'
du kennst den Sund, und deine Seemannswachen
sind Friesenschädel, stinkend, herb und roh

doch werden sie selbst Beelzebub verlachen.
Bist allen Feind, nur deinem Herrgott froh
Bist Störttebeck, wie se im Nordland sachen.

 

 

(Aufgabe von Oswald Köberl)

 

Zuviel an Eisbein und an Krautsalat
muss man mit ein paar Körnchen runterspülen,
ansonsten gammelt in des Magens Mühlen
das aufgebläht gestockte Konzentrat.

O`h wie sie einen zwickt die Hosennaht,
beim Öffnen könnt man sich vielleicht verkühlen,
geschlossen spürt man`s in Gedärmen wühlen,
kurz: die Verdrießlichkeit steigt im Quadrat.

Doch spürt man erst den Korn auf seiner Reise
da lockert sich das Ganze auf, man staunt
wie nach zwei Gläschen wunderbarerweise

die Welt sich wandelt. Man bleibt gut gelaunt.
Eisbein und Sauerkraut sind eine Götterspeise,
Trink Korn bei Blähungen wird leis geraunt.

 

 

 

(Aufgabe von Karin Rohner)

 

Das Jahr klingt aus, ich trinke neuen Wein
ein Beaujolais, so wie ein kleines Kind
das bester Laune ist, leicht und geschwind,
so sollten alle Dinge immer sein.

Er bleibt nicht lange jung und spritzig, nein
das Altern ist nicht gut für ihn, da sind
die schweren Tropfen besser, er ist Wind
von diesem Herbst, gesüßt mit Sonnenschein.

Er funkelt wie Ballasrubin im Glas,
mit seiner Botschaft, trink mich, trinke tief,
schon will der Winter kommen, kalt und blaß.

In jedem Schluck ist Sommer, der mich rief,
in dem ich Erdbeeren und Trauben aß,
der leis gegangen ist, als ich noch schlief.

 

 

 

(Aufgabe von Friedrich Kieteubl)

 

Perfektionismus kennt nur Optima,
wird nichts und niemals bagatellisieren,
mal eine Fünf nach grade nivellieren,
sein Konto ist gedeckt an Ultima.

So leben heißt niemals nach Leben gieren,
kein Kind zu sein der Mater Maxima,
auf Knien rechnen - tanzt die Serenissima
im Karneval - vor staubigen Brevieren.

Da bin ich lieber rundlich rundum fit,
als einer von den magersüchtig Schlanken,
ich hab trotzdem Galopp für manchen Ritt

und einen Hopser für die meisten Schranken.
Wer Marschmusik mag zum exakten Tritt,
der wird nie lieben, noch wie Spatzen zanken.

 

 

 

(Aufgabe von ZaunköniG)

 

Der Dax wächst kräftig, summt der Börsenticker
die Wirtschaft brummt, Fortunas Gunst
lockt Doofe an, da ist es keine Kunst,
an Geld zu kommen. Ob nun Chelsea`s Kicker,

ob Telefonlizenzen, immer dicker
macht bunte Werbung mächtig Dunst .
Wie man am schnellsten Geld verhunzt,
lernt man ganz nebenbei. Nur ein Verklicker.

Die Kunden machen ganz schön Hickhack
um 50 Mios, das zahlt man doch nackig
wie Peanuts, macht doch kaum nen Zickzack

im Kurs, wir sind stabil und apfelbackig.
Hat man schon Geld bleibt man bei diesem Flikflak
ein Flick, die Flak trifft andre und das zackig.

 

 

 

(Aufgabe von Margret Silvester)

 

Nicks

Ich seh sie tanzen wie soviele Puppen
denen die Spieler bunte Kleider malen.
Da sind die, die sich in den Spiegel stahlen
alleine oder in konformen Gruppen.

Sie werfen Häute ab, bizarre Schuppen
aus Hieroglyphen, Bildern, Zahlen
die sich in Spuren ferner Sonnen aalen
umzäunt von schleierhaften, glatten Kuppen.

So vielfältig wie Menschen sind die Spiele
in einem Reich aus unbegrenzten Räumen.
Die Namen sind nicht Schall noch Rauch, soviele

Ideen sind darin, soviel an Träumen.
Sie schaukeln lautlos, lidlos, ohne Ziele,
im Meer, in dem die Wellen niemals schäumen.

 

 

 

(Aufgabe von Margret Silvester)

Abseits der grauen Straße nagen Schilder
am Kaugummigefühl von steter Ferne.
So zwei drei Stunden sinds noch gut und gerne,
am Horizont türmen sich Wolkenbilder.

Das eine jagt das nächste immer wilder
man könnte glauben, dass der alte Herne
zur wilden Jagd bläst auf die letzten Sterne.
Dann hagelt`s dicke Brocken. Nein, kein milder

Frühlingsregen fällt aufs Land. Geh buchen,
nach dort, wo sie in Drinks die Sonne weben,
Tequila, Salz, ein Stück Kakteenkuchen.

Dort kann mich gern im Mondschein mal besuchen,
die Straße, der Erfolg, all das Bestreben
nach etwas was wir suchen und nicht leben.

 

 

 

 

Willi Schantel                             Fremdwörter

 

Kein Fremdwort kann mich richtig imprägnieren,
schon Babel war ein Synonym für babbeln
glaubt man der Bibel; lasst die Neos krabbeln,
logismen finden oder retirieren.

Man könnte Martin Luther rezitieren:
dem Volk aufs Maule schauen, wie die sabbeln,
verhandeln, singen, beten, kabbeln,
das mag zum rechten Wort dich inspirieren.

Zwar ist die Zeit von Thür und Thor vorbei
doch dort am Himmel höre ich wie`s grollt.
Mag sein auch ihnen ist`s nicht einerlei

wenn outgesourctes uns vom Stapel rollt.
Ich weiß aus Sagen wie der Mjöllnir trifft:
Fremd imprägniert mich nicht, egal wie`s schifft.

 

 

 

Willi Schantel                             Jordan

                                                                            (frei nach George Herbert)

 

Wer sagt, dass nur Erfindungen und Sagen
den Stoff für Verse bilden? Ist in Wahrheit
nichts Schönes?, kann die Treppe wie die Klarheit
Gewichtiges nicht ungewendelt tragen?

Ist es kein Vers, wenn keinerlei Arkaden
die schlichtgewebten Zeilen überdachen?,
die Bäche Wasser sind, kein Silberlachen
der Liebsten? Hüllt sich Sinn in Nebelschwaden?

Lasst brave Hirten wie sie wollen singen:
Magister Rätsel türmen wie ein Wall,
ich neide keinem seine Nachtigall
noch kann man mich von einem Wort abbringen,

das einfach spricht, zu allen Menschen hier:
Mein Hirte ist der Herr, nichts mangelt mir.

 

 

 

 

Willi Schantel                             Herr der Ringe Hommage

                                                                                                                 

Helm Hammerhands Horn

 

Nun soll das Horn Helm Hammerhands erschallen
einmal noch in der Klamm im Morgengrauen,
da wir erschöpft und bang gen Osten schauen:
Blas, bis die Berge in die Täler fallen.

Die Töne sollen sich durch Wolken krallen
mit einem Schrei, „frei sollen Himmel blauen,
für uns, für Rohans Männer, Kinder, Frauen“
blas, bis die Berge in die Täler fallen.

Blas bis der Puls in deinen Schläfen klopft,
Blas bis du weißt, dass du es nicht sein wirst,
der sich die Angst in Herz und Seele pfropft.

Blas, bis der letzte Speer zersplitternd birst,
dein Blut aus Mund und Augen brennend tropft,
der letzte Mann fällt unterm letzten First.

 

 

Grima

Da prahlen sie, es sei die größte Sache,
ein Stück Metall und Holz gekonnt zu schwingen,
auf 60 Schritt den Pfeil ins Ziel zu bringen,
von Mut und Tapferkeit, dass ich nicht lache.

Das ist nur Kinderkram, das was ich mache
erfordert mehr als Muskeln, meine Klingen
sind unsichtbar und lautlos, wenn sie singen
will jeder nur noch Krieg und Mord und Rache.

Sie rufen mich die Schlangenzunge, denken
dass ohne sie die Erde sich nicht drehe,
sind aber Zugvieh, lassen sich brav lenken,

von jedem Wort der Zwietracht, das ich säe.
Die Saat geht auf, noch eh sie sich’s bedenken,
liegen sie da, als Futter für die Krähe.

 

 

 

 

Willi Schantel                             Frühstücksträume

 

Im Sonnenschein ein Frühstück am Montmartre,
ein Gegenüber mit Pariser Chic,
Pernod, Cafe und  Zigarettenkick,
philosophieren wie der alte Sartre

auf Henri`s  Spuren abends ins Theatre,
ein Licht wie damals auf der Seine am Damm,
- kein Käse via EDV-Programm.
Das swingt noch, wenn ich schon am Krückstock tattre,

genauso wie ihr leises c`est si bon,
die Blumen in dem Mohnfeld von Monet.
und ich träum hier in Bonn, lateinisch Bonn-a,

von schwarzen Augen, ihrem Lächeln - silberhell
denk ich zurück an die Pariser Belle.
Sie war ein Schmuckstück, edelstes Cartier.